litbaza книги онлайнКлассикаЖитейские воззрения кота Мурра / Lebens-Ansichten des Katers Murr - Эрнст Теодор Амадей Гофман

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schnell hinunter schluckte, auf den Weg nach der Kirche. Aus den Fenstern des Korridors, den sie durchschritten, konnte man in die Gemächer des Abts hineinschauen.»Seht, seht!«rief Pater Hilar, indem er den Kreisler in die Ecke eines Fensters zog. Kreisler schaute hinüber und gewahrte in dem Gemach des Abts einen Mönch, mit dem der Abt sehr eifrig sprach, indem eine dunkle Röte sein Antlitz überzog. Endlich kniete der Abt nieder vor dem Mönch, der ihm den Segen gab.

«Hab ich recht«, sprach Hilarius leise,»wenn ich in diesem fremden Mönch, der mit einem Mal hinabschneit in unsre Abtei, etwas Besonderes, Seltsames suche und finde.«

«Gewiß«, erwiderte Kreisler,»hat es mit diesem Cyprianus eine eigne Bewandtnis, und mich sollt es wundern, wenn nicht gewisse Beziehungen sich sehr bald kundtun sollten.«

Pater Hilarius begab sich zu den Brüdern um mit ihnen in feierlicher Prozession, das Kreuz vorauf, die Laienbrüder mit angezündeten Kerzen und Fahnen an den Seiten in die Kirche zu ziehen.

Als nun der Abt mit dem fremden Mönch dicht bei Kreisler vorüberkam, erkannte dieser auf den ersten Blick, daß Bruder Cyprianus eben der Jüngling war, den auf jenem Bilde die heilige Jungfrau aus dem Tode zum Leben erweckte. – Doch noch eine Ahnung erfaßte Kreislern plötzlich. Er rannte hinauf in sein Zimmer, er holte das kleine Bildnis hervor, das ihm Meister Abraham gegeben, er erblickte denselben Jüngling, nur jünger, frischer und in Offizier-Uniform abgebildet. Als nun —

Vierter Abschnitt

Ersprießliche Folgen höherer Kultur. – Die reiferen Monate des Mannes

(M. f. f.) Hinzmanns rührender Sermon, das Trauermahl, die schöne Mina, Miesmies Wiederfinden, der Tanz, alles das hatte in meiner Brust einen Zwiespalt der widersprechendsten Gefühle erregt, so daß ich, wie man im gewöhnlichen Leben gemeinhin sagt, mich eigentlich gar nicht zu lassen wußte und in einer gewissen trostlosen Bangigkeit des Gemüts wünschte, ich läge im Keller in der Grube, wie Freund Muzius. Das war nun freilich sehr arg und ich wüßte gar nicht, was aus mir geworden wäre, lebte nicht der wahre, hohe Dichtergeist in mir, der sofort mich mit reichlichen Versen versorgte, die ich niederzuschreiben nicht unterließ. – Die Göttlichkeit der Poesie offenbart sich vorzüglich darin, daß das Versemachen, kostet auch der Reim hin und wieder manchen Schweißtropfen, doch ein wunderbares inneres Wohlbehagen erregt, das jedes irdische Leid überwindet, so wie man denn wissen will, daß es sogar oftmals schon Hunger und Zahnschmerzen besiegt hat. Jener soll, da der Tod ihm den Vater, die Mutter, die Gattin raubte, zwar bei jedem Todesfall, wie billig ganz außer sich, aber doch bei dem Gedanken an das herrliche Trauer-Carmen, das er nun im Geist zu empfangen gedachte, niemals untröstlich gewesen sein und bloß noch einmal sich verheiratet haben, um die Hoffnung abermaliger tragischer Begeisterung derselben Art nicht aufzugeben. —

Hier sind die Verse, die meinen Zustand sowie den Übergang von Leid zur Freude mit poetischer Kraft und Wahrheit schildern.

Was wandelt horch! durch finstre Räume

In öder Keller Einsamkeit!

Was ruft mir zu:»Nicht länger säume!«

Wes Stimme klagt ein herbes Leid?

Dort liegt der treue Freund begraben,

Nach mir verlangt sein irrer Geist;

Mein Trost soll ihn im Tode laben,

Ich bin's, der Leben ihm verheiß!

Doch nein! – das ist kein flücht'ger Schatten,

Der solche Töne von sich gibt!

Sie seufzen nach dem treuen Gatten,

Nach ihm, der noch so heiß geliebt!

In alte Liebesketten fallen,

Rinaldo will's, er kehrt zurück,

Doch wie! – Schau' ich nicht spitze Krallen?

Nicht eifersücht'gen Zornes Blick?

Sie ist's – die Frau! – wohin entfliehen! —

Ha! welch Gefühl bestürmt die Brust.

Im keuschen Schnee der Jugend blühen,

Seh' ich des Lebens höchste Lust.

Sie springt, sie nah't, und immer heller,

Wird's um mich Hochbeglückten her.

Ein süßer Duft durchweht den Keller,

Die Brust wird leicht, das Herz wird schwer.

Der Freund gestorben – sie gefunden —

Entzücken! – Wonne! – bittrer Schmerz!

Die Gattin – Tochter – neue Wunden! —

Ha! sollst du brechen armes Herz?

Doch kann den Sinn wohl so betören,

Ein Trauermahl, ein lust'ger Tanz?

Nein – diesem Treiben muß ich wehren,

Mich blendet nur ein falscher Glanz.

Hinweg ihr eitlen Truggebilde,

Gebt höher'm Streben willig Raum.

Gar manches führt die Katz' im Schilde,

Sie liebt, sie haßt und weiß es kaum.

Kein Ton, kein Blick, senkt eure Augen,

O Mina, Miesmies, falsch Geschlecht!

Verderblich Gift, nicht will ich's saugen,

Ich flieh' und Muzius sei gerächt.

Verklärter: – ja bei jedem Braten,

Bei jedem Fisch gedenk ich dein!

Denk' deiner Weisheit, deiner Taten,

Denk' Kater ganz wie du zu sein.

Gelang es hünd'schem Frevelwitze,

Dich zu verderben edler Freund,

So trifft die Schmach blutgier'ge Spitze,

Es rächet dich, der um dich weint.

So flau, so jammervoll im Busen

War mir's, ich wußte gar nicht wie.

Doch hoher Dank den holden Musen,

Dem kühnen Flug der Phantasie.

Mir ist jetzt wieder leidlich besser,

Spür' gar nicht g'ringen Appetit,

Bin Muzius gleich ein wackrer Esser,

Und ganz in Poesie erglüht.

Ja Kunst! du Kind aus hohen Sphären,

Du Trösterin im tiefsten Leid,

O! Verslein laß mich stets gebären,

Mit genialer Leichtigkeit!

Und:»Murr«, so sprechen edle Frauen,

Hochherz'ge Jünglinge,»o Murr:

Du Dichterherz, ein zart Vertrauen,

Weckt in der Brust dein süß Gemurr!«

Die Wirkung des Verslein-Machens war zu wohltätig, ich konnte mich nicht mit diesem Gedicht begnügen, sondern machte mehre hintereinander mit gleicher Leichtigkeit, mit gleichem Glück. Die gelungensten würd' ich hier dem geneigten Leser mitteilen, hätte ich nicht im Sinn, dieselben mit mehreren Witzwörtern und Impromptus, die ich in müßigen Stunden angefertigt und über die ich schon beinahe vor Lachen bersten mögen, unter dem allgemeinen Titel:»Was ich gebar in Stunden der Begeisterung«, herauszugeben. – Zu meinem nicht geringen Ruhm muß ich

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