litbaza книги онлайнИсторическая прозаИсторические происшествия в Москве 1812 года во время присутствия в сем городе неприятеля - Иоганн-Амвросий Розенштраух

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Als nun die öffentliche Plünderung aufgehöret hatte, und die obengenannte Polizey eingerichtet war, kamen sehr viele Bauern aus der Umgegend nach der Stadt, aber nicht um Lebensmittel zu bringen, sondern Kupfergeld, in Säcken zu 25 Rubel, u. Salz in Tschetwerten zu kaufen, und sowohl in den abgebrannten Buden, als Häusern nach allem zu suchen, was sie auf ihren Telegen fortbringen konnten. Ein Sack Kupfergeld von 25 Rubel (dessen sehr vieles in den Kellern des Kremls lag) kostete, eben so wie ein Tschetwert Salz – (von dem gleichfalls große Vorräthe vorhanden waren) 4 Rubel oder einen Silberrubel. Eben so konnte man ganze Paquete alte Banknoten für einige Silberrubel kaufen. Täglich mehrten sich die Käufer, in dem Maaße, als Bauern mit ihren Ladungen von Kupfergeld und Salz in ihre Dörfer unversehrt, aus Moskau zurückkamen.

Die Lage der Franzosen war warlich nichts weniger als beneidenswerth. Die Lebensmittel mangelten, weder Tuch, Leder, Leinen etc war zu haben. Kleider und Schuhe waren abgerissen, die Kiwer und das Riemenzeug der Cavalleristen unbrauchbar geworden. Nur unter der stärksten Bedeckung konnte man fouragiren, weil kleine Escorten, in den Dörfern, oder auf den Feldern von den Bauern überfallen, und völlig aufgerieben wurden. Der Obrist Couteill kam einmal von einer solchen Expedition in der Nacht, und ohne Hut zurück. Er versicherte; nur seinem braven englischen Pferde habe er die Rettung seines Lebens zu danken. Es überstieg seine Begriffe, und als wahrer Krieger konnte er nicht Worte finden, die Tapferkeit der russischen Bauern zu loben, welche die ganze französische Mannschaft aufgerieben, die zum Fouragiren ausgezogen, und welche der Obrist aus freyem Antrieb begleitet hatte. Auf allen Feldzügen mit Napoleon, und sogar in Aegypten habe er nie so etwas gesehen. Das zum Fouragiren ausgesandte Commando war nehmlich in ein großes Dorf in der Nähe von Moskau gekommen, welches anscheinend von den Einwohnern verlassen war. Als aber die Franzosen bis zur Mitte des Dorfes vorrückten, strömten von beyden entgegengesetzten Eingängen des Dorfes, plötzlich, als ob sie der Erde entstiegen, eine unzählbare Menge bewaffneter Bauern herbey. Der kommandirende französische Offizier, ließ sogleich seine Leute nach beyden Seiten zugleich Feuer geben, und ununterbrochen mit Lebhaftigkeit unterhalten. Die Bauern ließen sich aber nicht entmuthigen, drangen über ihre gefallene Brüder hin – deren nicht wenige waren, da die Schüsse in ihre gedrängte Haufen fielen, und jeder seinen Mann traf – fielen dann mit Spießen, Stangen, Sensen, und auch kriegerische Waffen, über die von beyden Seiten in die Mitte gerathenen Franzosen her, von denen niemand, außer den Obristen Couteill entkam, welcher, als er den Muth der Bauern sah, seitwärts in einen offenen Hof sprengte, und dort über einen Zaun setzte, (wobey er seinen Hut verlor) und so das freye Feld erreichte, um glücklich nach Moskau zu entkommen. In der Stadt selbst, und besonders in entlegenen Fabriken und Häusern, wurden eine unglaubliche Menge französischer Soldaten von den nachgebliebenen Fabrikarbeitern und Einwohnern erschlagen. Sogar im Demidowschen Hause, welches doch immerwährend von den Feinden zahlreich besetzt war, fand man nachher im Abtritte des hintern Hofes, einen schon in Verwesung übergegangenen französischen Soldaten in voller Uniform. Geschah dieses in der Mitte der Stadt; so kann man sich leicht denken, wie leicht es in abgelegenen Gegenden möglich war, wo die schlafenden Soldaten in der Nacht überfallen, und meistens mit dem Tapor – Handbeile – erschlagen wurden, wie man an den gespaltenen Köpfen der Leichen sehen konnte, die später aus der Stadt gebracht, u. auf Verordnung der russischen Polizey Haufenweise verbrannt wurden, um die Stadt von dem verpesteten Gestank zu reinigen. Die in Moskau zurück gebliebenen Einwohner hatten sich allmählig, an diesen üblen Geruch, von crepirten Pferden, Hunden, verwesenden Menschen, und von den verbrannten empirevmathischen Dingen gewöhnet; aber als ich im November desselben Jahres aus Petersburg nach Moskau zurückkehrte, spürete ich dieses ekelhaften Geruch schon viele Werste von Moskau, welcher immer stärker ward, je näher ich der Stadt, und in die Stadt kam.

Allmählig kamen einzelne Haufen bewafneter Kosaken in die Stadt, plänkelten mit den Chasseurs in entlegenen Straßen, die mit ihren ausgehungerten Pferden, sie nicht verfolgen, und einholen konnten. Die Kosaken wurden immer dreister, wagten sich tiefer in die Stadt hinein, griffen sogar einzelne Wachtposten an, und wenn die Schildwache die Mannschaft heraus rief, sprengten die Kosaken auseinander, bevor die Soldaten noch zum Schusse kommen konnten. So kamen sie einst bis zum Marienhospitale, u. verwundeten den französischen Offizier und einige Soldaten, die sorglos vor der Wachtstube standen; hielten auch noch Stand, als die nicht zahlreiche Mannschaft auf sie zu schießen anfing, und zogen erst dann ab, als von mehreren angränzenden Wachtposten, Succurs herbey eilte. Bey dieser Gelegenheit ward ein Bekannter von mir, der Hospital-Arzt Wette schwer im Schenkel, und zwar von den Franzosen verwundet. Wette eilte, als er schießen hörte, aus seiner Wohnung, die am andern [sic] des Hospitals, der Wachtstube gegenüber lag, auf den Hof hinaus, um den Grund dieses Schiessens zu erfahren. Unglücklicherweise für ihn, hatte der Kosak, welcher den französischen Offizier verwundete, eine gelbe Genille an; und da Wette in einer eben solchen an der Thüre erschien, glaubten die französischen Soldaten in ihm den Kosaken zu erkennen, der ihren Offizier verwundet hatte, und Mehrere feuerten ihre Gewehre auf Wette zugleich ab, welcher aber nur im Schenkel getroffen ward, und zur Erde sank. Er ließ mich zu sich bitten, und ich hatte dadurch wieder einen neuen Pflichtgang; auf welchen mich Gottes Gnade gleichfalls schützte, obgleich das Hospital sehr weit von der Schmiedebrücke lag, und ich durch öde Gegenden ging, wo ich oft Werste weit keine lebendige Seele fand, und höchstens nur Soldatenhaufen, die mich mit durchbohrenden Blicken ansahen, aber doch keine Hand an mich legten, so daß ich Gottlob jedesmal unversehret, hin und nach Hause kam. Plötzlich erscholl der Ruf: Wir haben Friede: Der Jubel war allgemein. Alles umarmte sich, als wäre es Ostermorgen. Statt des gewöhnlichen bon jours, begrüßten und küssten sich Bekannte und Unbekannte mit den Worten: Wir haben Friede. Alte Guardisten drückten fremden Vorübergehenden, ihre großen Bärte ins Gesicht, und küßten auch russische Bauern, mit dem Friedensgruß – die aber durch solche Umarmungen mehr Angst als Freude empfanden, weshalb ihr Benehmen oft sehr lächerlich anzusehen war. Die Franzosen hatten den Aufenthalt in dem abgebrannten Moskau herzlich satt, und sehnten sich herzlich aus dieser Wüste, nach den Fleischtöpfen Aegyptens zurück; und daher die allgemeine Freude.

So wie mir die Adjutanten Berthiers erzählten, sollte Napoleon bey seinem Zuge nach Rußland folgende Pläne gehabt haben. – Relate reffero – denn verbürgen mag ich freylich die mir mitgetheilten Nachrichten nicht, die aber gleichwohl wahres enthalten können, da Berthier das ganze Vertrauen Napoleons genoß, so wie seine Adjutanten das seinige besaßen. – Also, Erstens, soll Napoleon an den Hochseligen Kaiser Alexander eigenhändig geschrieben haben: Der Kaiser soll zu ihm – Napoleon herüber kommen, er wolle ihn dann nach Rußland mit seiner Armee begleiten, um ihn nicht nur dem Namen nach, sondern zum wirklichen Selbstherrscher aller Reussen zu machen, und ihn von der Tyranney des Senates und der Synode befreyen, die dem Kaiser nur den Namen, aber nicht die Macht eines Selbstherrschers liessen. Als dieser Plan Napoleons fehlschlug, wie er es denn mußte, weil Napoleon, weder den Kaiser, noch Rußland kannte, und von seinen Geschäftsführern ganz irre geführet war; entwarf er, zweytens, den Plan, den Adel aufzuwiegeln, um Rußland eine Constitution, mit Parlament und Kammern zu geben; und als auch dieser Plan an der Treue des russischen Adels für ihr angestammtes Kaiserhaus scheiterte, wollte er, drittens, die Volksmasse zur Empörung reitzen, und – wie er es nannte – frey machen. Als er aber, den Geist Rußlands, in Moskau besser kennen lernte, und seine grobe Täuschungen erkannte, sandte er einen seiner vertrautesten Generäle – ich glaube Lauriston, wenn ich mich nicht irre – zu dem Feldmarechall Kutusow, mit folgenden Friedensvorschlägen: Erstens, foderte er eine Contribution, deren Größe aber die Obristen nicht anzugeben wußten. 2tens Sollte ihm eine freye Militairstraße durch Rußland nach Persien gestattet werden, um von da aus nach Indien zu ziehen, um den Engländern von der Landseite beyzukommen, und 3tens „Unbedingte Anerkennung von russischer Seite, für den König von Pohlen den Napoleon erst noch ernennen werde[“].

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