litbaza книги онлайнКлассикаЖитейские воззрения кота Мурра / Lebens-Ansichten des Katers Murr - Эрнст Теодор Амадей Гофман

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Chiara, niemals werd' ich wieder deine süße Stimme verkünden hören, was in des Menschen tiefster Brust verschlossen. Kein Trost mehr auf Erden, – keine Hoffnung als das Grab.«—

Da schwankte die Glaskugel hin und her und ein melodischer Ton ließ sich vernehmen, wie wenn Windeshauch leise hinstreift über die Saiten der Harfe. Aber bald wurde der Ton zu Worten:

Noch ist Leben nicht dahin,

Trost und Hoffnung nicht verschwunden.

Was vermag der frömmste Sinn,

Hält ihn schwerer Eid gebunden?

Meister! Mut! – du wirst gesunden,

Blick auf zu der Dulderin,

Die da heilt die tiefsten Wunden,

Bittrer Schmerz bringt dir Gewinn.

«O du barmherziger Himmel«, lispelte der Alte mit bebenden Lippen,»sie ist es selbst, die zu mir spricht von dem hohen Himmel herab; sie wandelt nicht mehr unter den Lebendigen!«– Da ließ sich jener melodische Ton abermals vernehmen und noch leiser, noch entfernter erklangen die Worte:

Nicht erfaßt der bleiche Tod,

Die im Herzen Liebe tragen;

Dem glänzt noch das Abendrot,

Der am Morgen wollt' verzagen.

Bald kann dir die Stunde schlagen,

Die entreißt dich aller Not;

Zu vollbringen magst du wagen,

Was die ew'ge Macht gebot.

Stärker anschwellend und wieder verhallend lockten die süßen Töne den Schlaf herbei, der den Alten einhüllte in seinen schwarzen Fittich. Aber in dem Dunkel ging strahlend wie ein schöner Stern der Traum vergangenen Glücks auf und Chiara lag wieder an des Meisters Brust und beide waren wieder jung und selig, und kein finstrer Geist vermochte den Himmel ihrer Liebe zu trüben. —

Hier hat, wie der Herausgeber es dem geneigten Leser bemerklich machen muß, der Kater wieder ein paar Makulaturblätter ganz weggerissen, wodurch in dieser Geschichte voller Lücken wiederum eine Lücke entstanden. Nach der Seitenzahl fehlen aber nur acht Kolumnen, die eben nichts besonders Wichtiges enthalten zu haben scheinen, da das Folgende sich im ganzen noch so ziemlich an das Vorhergegangene reiht. Also weiter heißt es:

– nicht erwarten durfte. Fürst Irenäus war überhaupt ein abgesagter Feind von allen ungewöhnlichen Vorfällen, vorzüglich wenn seine eigne Person in Anspruch genommen wurde, die Sache näher zu untersuchen. Er nahm daher, wie er es in kritischen Fällen zu tun pflegte, eine Doppelprise, starrte den Leibjäger an mit dem bekannten niederschmetternden Friedrichsblick und sprach:»Lebrecht, ich glaube, wir sind ein mondsüchtiger Träumer und sehen Gespenster, und machen einen ganz unnötigen Hallas?«

«Durchlauchtigster Herr«, erwiderte der Leibjäger in sehr ruhiger Fassung,»lassen Sie mich fortjagen wie einen ordinären Schuft, wenn nicht alles buchstäblich wahr ist, wie ich es erzählt habe! Ich wiederhole es keck und freimütig. Rupert ist ein ausgemachter Spitzbube.«

«Wie, Rupert«, rief der Fürst in vollem Zorn,»mein alter treuer Kastellan, der fünfzig Jahre dem Fürstenhause gedient, ohne jemals ein Schloß einrosten zu lassen, oder im Auf- und Zuschließen zu mankieren, der soll ein Spitzbube sein? Lebrecht! – Er ist besessen, Er ist rasend! Himmeltausend Sapp – «

Der Fürst stockte wie immer, wenn er sich auf dem Fluchen ertappte, das allem fürstlichen Anstande entgegen. Der Leibjäger nutzte diesen Augenblick, um ganz geschwinde einzufallen:»Durchlauchtigster Herr werden nur gleich so hitzig und fluchen denn so gräßlich, und man darf über so etwas doch nicht schweigen, man kann doch nichts behaupten als die reine Wahrheit.«—»Wer ist hitzig«, sprach der Fürst gelassen,»wer flucht? – Esel fluchen! – Ich will, daß Er mir die ganze Sache in gedrängter Kürze wiederhole, damit ich in einer geheimen Sitzung alles meinen Räten vortragen kann zur umständlichen Beratung und Entscheidung über die fernerhin zu ergreifenden Maßregeln. Ist Rupert wirklich ein Spitzbube, so – Nun, das weitere wird sich dann finden.«

«Wie gesagt«, begann der Leibjäger,»als ich gestern Fräulein Julien vorleuchtete, schlüpfte derselbe Mensch, der hier schon längst herumschleicht, bei uns vorüber. ›Halt‹, dacht ich in meinem Sinn, ›den Urian wirst du doch ertappen‹, und löschte, als ich das liebe Fräulein bis oben hinaufgebracht, meine Fackel aus und stellte mich ins Dunkel. Nicht lange dauerte es, so kam derselbe Mensch aus dem Gebüsch hervor und klopfte leise an das Haus. Behutsam schlich ich einher. Da wurde das Haus geöffnet und ein Mädchen trat heraus und mit diesem Mädchen schlüpfte der Fremde hinein. Es war die Nanni, Sie kennen sie doch, durchlauchtigster Herr, der Frau Rätin schöne Nanni?«

«Coquin«, rief der Fürst,»mit hohen gekrönten Häuptern spricht man nicht von schönen Nanni's, doch! – fahr Er fort, mon fils.«—»Ja die schöne Nanni«, sprach der Leibjäger weiter,»ich hätt' ihr solchen dummen Verkehr gar nicht zugetraut. – Also weiter nichts als eine einfältige Liebschaft, dacht ich in meinem Sinn; aber es wollte mir gar nicht in den Kopf, daß nicht noch was anders dahinter stecken sollte. Ich blieb am Hause stehen. Da kam nach einer guten Weile die Frau Rätin zurück, und kaum war sie ins Haus getreten, als oben ein Fenster geöffnet wurde und mit unglaublicher Behendigkeit der fremde Mensch hinaussprang, gerade in die schönen Nelken- und Levkojenstöcke hinein, die dort vergattert stehen und die das liebe Fräulein Julia selbst so sorglich wartet. Der Gärtner lamentiert schrecklich; er ist mit den zerbrochenen Scherben draußen und wollte bei dem durchlauchtigsten Herrn selbst Klage führen. Ich habe ihn aber nicht hereingelassen, denn der Schlingel ist angesoffen schon am frühen Morgen.«—»Lebrecht, das scheint eine Imitation zu sein«, unterbrach der Fürst den.Leibjäger,»denn selbiges kommt schon in der Oper von Herrn Mozart ›Figaro's Hochzeit geheißen‹, vor, die ich zu Prag geschaut. Bleib Er der Wahrheit getreu, Jäger?«  —»Auch nicht eine Silbe rede ich anders, als ich es bekräftigen kann mit einem körperlichen Eide«, sprach Lebrecht weiter.»Der Kerl war hingestürzt, und ich gedachte ihn nun zu fassen; doch schnell wie der Blitz raffte der Kerl sich auf und rannte spornstreichs – wohin? was denken Sie wohl, durchlauchtigster Fürst, wohin er rannte?«  —»Ich denke nichts«, erwiderte der Fürst feierlich,»turbier Er mich nicht mit lästigen Fragen nach Gedanken, Jäger! sondern erzähle Er ruhig so lange, bis die Geschichte aus ist, dann will ich denken.«

«Gerade nach dem unbewohnten Pavillon rannte der Mensch«, fuhr der Jäger fort.»Ja – unbewohnt! Sowie

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