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Des Fürsten Gesicht heiterte sich auf, er sah, daß er über die vermeintliche Gefahr, in der sein Thron geschwebt, sehr kurz sein und die ehrwürdige Versammlung wie mit einem Zauberschlage in eine Bewillkommnungs-Cour umsetzen könne. Er tat dies!«—
Nicht lange dauerte es so trat Prinz Hektor herein, in Gala-Uniform glänzend gekleidet, schön, kräftig, stolz wie der fernhintreffende Götter-Jüngling. Der Fürst machte ein paar Schritte vorwärts ihm entgegen, fuhr aber auch gleich zurück, als träfe ihn der Blitz. Dicht hinter dem Prinzen Hektor her sprang Prinz Ignatius in den Saal. Der fürstliche Herr wurde leider mit jedem Tage dämischer und abgeschmackter. Die Husaren auf dem Schloßhofe mußten ihm ganz ausnehmend gefallen haben, denn er hatte einen Husaren vermocht ihm Säbel, Tasche und Tschako zu geben, und sich in diese Herrlichkeiten geputzt. – So kurbettierte er, als säße er zu Pferde, in kurzen Sprüngen, mit dem blanken Säbel in der Faust im Saal umher, indem er die eiserne Scheide tüchtig auf dem Boden nachklirren ließ, und lachte und kicherte dabei ganz ungemein anmutig.»Partez – décampez! Allez vous en – tout de suite. «So rief der Fürst mit glühenden Augen und donnernder Stimme dem erschrockenen Ignaz entgegen, der sich ganz geschwind davon machte.
Keiner von den Anwesenden hatte so wenig Takt, den Prinzen Ignaz, die ganze Szene zu bemerken. —
Der Fürst, im vollsten Sonnenglanz der vorigen Milde und Freundlichkeit, sprach nun mit dem Prinzen einige Worte und dann gingen beide, der Fürst und der Prinz, im Kreise der Versammelten umher und redeten mit diesem, jenem ein paar Worte. Die Cour war beendigt, d. h. die geistreichen, tiefsinnigen Redensarten, deren man sich bei solcher Gelegenheit zu bedienen pflegt, waren gehörig verspendet, und der Fürst begab sich mit dem Prinzen in die Gemächer der Fürstin, dann aber, da der Prinz darauf bestand die geliebte Braut zu überraschen, in das Gemach der Prinzessin. Sie fanden Julia bei ihr.
Mit der Hast des feurigsten Liebhabers flog der Prinz hin zur Prinzessin, drückte ihre Hand hundertmal zärtlich an die Lippen, schwur, daß er nur in dem Gedanken an sie gelebt, daß ein unglückliches Mißverständnis ihm die Qualen der Hölle bereitet, daß er die Trennung von der, die er anbete, nicht länger ertrage könne, daß nun ihm alle Seligkeit des Himmels aufgegangen. —
Hedwiga empfing den Prinzen mit unbefangener Heiterkeit, die ihr sonst eben nicht eigen. Sie begegnete den zärtlichen Liebkosungen des Prinzen geradeso, wie es eine Braut wohl tun mag, ohne sich im voraus zu viel zu vergeben; ja sie verschmähte es nicht, den Prinzen mit seinem Versteck ein wenig aufzuziehn und zu versichern, daß sie keine Verwandlung hübscher und anmutiger sich denken könne, als die eines Haubenstocks in einen Prinzenkopf. Denn für einen Haubenstock habe sie den Kopf gehalten, der sich in dem Giebelfenster des Pavillons blicken lassen. Dies gab Anlaß zu allerlei artigen Neckereien des glücklichen Paars, die selbst den Fürsten zu ergötzen schienen. Nun glaubte er den großen Irrtum der Benzon rücksichts des Kreisler erst recht einzusehen, da nach seiner Meinung Hedwiga's Liebe zu dem schönsten der Männer sich deutlich genug aussprach. Geist und Körper der Prinzessin schienen in der seltenen hohen Blüte zu stehen, wie sie glücklichen Bräuten ganz besonders eigen. – Gerade entgegengesetzt verhielt es sich mit Julien. Sowie sie den Prinzen erblickte, bebte sie zusammen von innerm Schauer erfaßt. Blaß wie der Tod stand sie da mit tief zu Boden gesenkten Augen, keiner Bewegung mächtig, kaum fähig, sich aufrecht zu erhalten. —
Nach einer guten Weile wandte sich der Prinz zu Julien mit den Worten:»Fräulein Benzon, wenn ich nicht irre?«
«Eine Freundin der Prinzessin von der frühsten Kindheit her, gleichsam ein Schwesternpaar. «Während der Fürst diese Worte sprach, hatte der Prinz Julia's Hand gefaßt und ihr leise, leise zugehaucht:»Nur du bist's, die ich meine! «– Julia schwankte, Tränen der bittersten Angst drängten sich unter den Wimpern hervor; sie wäre niedergestürzt, hätte die Prinzessin nicht schnell einen Sessel herbeigeschoben.
«Julia«, sprach die Prinzessin leise, indem sie sich über die Ärmste hinüberbeugte,»Julia, fasse Dich doch nur! – Ahnest Du denn nicht den harten Kampf, den ich kämpfe.«– Der Fürst öffnete die Türe und rief nach Eau de Luce.»Solches führe ich nicht bei mir«, sprach der ihm entgegentretende Meister Abraham,»aber guten Äther. Ist jemand ohnmächtig geworden? – Äther hilft auch!«—
«So kommt schnell herein, Meister Abraham«, erwiderte der Fürst,»und helft Fräulein Julien.«
Doch sowie Meister Abraham in den Saal trat, sollte sich das Unerwartete begeben.
Geisterbleich starrte Prinz Hektor den Meister an, sein Haar schien sich zu sträuben, kalter Angstschweiß ihm auf der Stirne zu stehen. Einen Schritt vorwärts, den Leib zurückgebogen, die Arme dem Meister entgegengestreckt, war er dem Macbeth zu vergleichen, wenn plötzlich Banko's entsetzliches blutiges Gespenst den leeren Platz der Tafel füllt. – Ruhig holte der Meister sein Fläschchen hervor und wollte sich Julien nahen.
Da war es, als ermanne sich der Prinz wieder zum Leben.»Severino, seid Ihr's selbst?«So rief der Prinz mit dem dumpfen Ton des tiefsten Entsetzens.»Allerdings«, erwiderte Meister Abraham, ohne im mindesten aus seiner Ruhe zu kommen, ohne nur die Miene zu verändern,»allerdings. Es ist mir sehr lieb, daß Ihr Euch meiner erinnert, gnädigster Herr; ich hatte die Ehre Euch vor etlichen Jahren in Neapel einen kleinen Dienst zu erzeigen.«
Der Meister trat noch einen Schritt vorwärts da faßte ihn der Prinz beim Arm, zog ihn mit Gewalt auf die Seite, und nun erfolgte ein kurzes Gespräch, von dem niemand der im Saal Befindlichen etwas verstand, da es zu schnell und im neapolitanischen Dialekt geführt wurde.
«Severino! – wie kam der Mensch zu dem Bildnis?«
«Ich gab es ihm zur Schutzwehr gegen Euch.«
«Weiß er?«
«Nein!«
«Werdet Ihr schweigen?«
«Zur Zeit – ja!«
«Severino! – alle Teufel sind mir auf den Hals gehetzt! Was nennt Ihr zur Zeit?«
«Solange Ihr artig seid und den Kreisler in Ruhe laßt und auch jene da!«
– Nun ließ der Prinz den Meister los und trat an ein Fenster. – Julia hatte sich indessen