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Bei diesen Worten des Meisters konnte ich mich im Bewußtsein der vortrefflichen Katerkenntnis, die ich mir durch des wackern Muzius Belehrungen sowohl, als durch eigne Erfahrung erworben, eines lauten, freudigen Prustens und Knurrens nicht erwehren.
«Ei Murr, mein Kater!«rief der Meister laut lachend,»ich glaube gar, du verstehst mich, und der Professor hat recht, der in dir einen besonderen Verstand entdeckt haben will, und dich gar fürchtet, als seinen ästhetischen Nebenbuhler?«
Zur Bestätigung, daß dem wirklich so sei, gab ich ein sehr klares, wohltönendes Miau von mir und sprang ohne weiteres dem Meister auf den Schoß. Nicht bedacht hatte ich indessen, daß der Meister gerade seinen Staatsschlafrock von gelbem, großgeblümtem, seidenem Zeuge angezogen, den ich notwendigerweise beschmutzen mußte. Mit einem zornigen:»Will Er wohl!«schleuderte der Meister mich so heftig von sich, daß ich überpurzelte, und ganz erschrocken die Ohren ankneifend, die Augen zudrückend, niederduckte auf den Fußboden. Gepriesen sei aber die Gutmütigkeit meines guten Meisters!» Nun«, sprach er freundlich,»nun, nun, Murr, mein Kater! so böse war es nicht gemeint! – Ich weiß es, deine Absicht war gut, du wolltest mir deine Zuneigung beweisen, aber das tatst du auf täppische Weise, und geschieht dieses, so fragt man freilich den Henker was nach der Absicht! – Nun, komm nur her, kleiner Äscherling, ich muß dich putzen, damit du wieder aussiehst, wie ein honetter Kater!«—
Damit warf der Meister den Schlafrock ab, nahm mich in die Arme und ließ es sich nicht verdrießen, mir mit einer weichen Bürste den Pelz rein zu bürsten und dann die Haare mit einem kleinen Kamm glänzend zu kämmen.
Als die Toilette geendet und ich bei dem Spiegel vorüberspazierte, erstaunte ich selbst, wie ich so plötzlich ein ganz anderer Kater worden. Ich konnt' es gar nicht unterlassen, mich selbst behaglich anzuschnurren, so schön kam ich mir vor und nicht leugnen mag ich, daß in dem Augenblick sich große Zweifel gegen die Anständigkeit und Nützlichkeit des Burschenklubs in mir regten. Daß ich in den Ofen gekrochen, schien mir ein wahrer Barbarismus, den ich nur einer Art Verwilderung zuschreiben konnte, und nicht einmal nötig war daher die Warnung des Meisters, der mir zurief:»Daß Er mir nur nicht wieder in den Ofen kriecht!«
In der folgenden Nacht war es mir, als vernehme ich an der Türe ein leises Kratzen und ein furchtsames Miau! das mir sehr bekannt vorkam. Ich schlich heran und fragte, wer da sei? – Da erwiderte (ich erkannte ihn sogleich an der Stimme) der wackere Senior Puff:»Ich bin es, trauter Bruder Murr, und habe dir eine höchst betrübte Nachricht zu bringen!«– O Himmel, was —
(Mak.-Bl.)» – großes Unrecht getan, meine liebe süße Freundin. – Nein! mehr bist du mir als das, meine treue Schwester! Ich habe dich nicht genug geliebt, dir nicht genug vertraut. Erst jetzt öffnet sich dir meine ganze Brust, erst jetzt, da ich weiß – «
Die Prinzessin stockte, ein Tränenstrom stürzte ihr aus den Augen, aufs neue drückte sie Julien zärtlich an ihr Herz.
«Hedwiga«, sprach Julie sanft,»hast Du mich denn nicht sonst mit ganzer Seele geliebt, trugst Du denn jemals Geheimnisse in Dir, die Du mir nicht vertrauen wolltest? – Was weißt Du, was hast Du erst jetzt erfahren! Doch nein, nein! kein Wort weiter, bis diese Pulse wieder ruhig schlagen, bis diese Augen nicht mehr so düster glühen.«—
«Ich weiß nicht was Ihr alle wollt«, erwiderte die Prinzessin plötzlich zur Empfindlichkeit gereizt.»Krank soll ich noch sein und nie fühlte ich mich kräftiger, gesünder. Der seltsame Zufall, der mich traf, hat Euch erschreckt, und doch mag es sein, daß solche elektrische Schläge, die den ganzen Organismus des Lebens in's Stocken bringen, mir gerade nötig und nützlicher sind, als alle Mittel, die eine blöde, dürftige Kunst in unglückseliger Selbsttäuschung darbietet. – Wie er mir fatal ist, dieser Leibarzt, der die menschliche Natur zu handhaben vermeint wie ein Uhrwerk, das man abstäuben, aufziehen muß. – Grauenhaft ist er mir mit seinen Tropfen, mit seinen Essenzen. – Von diesen Dingen soll mein Wohl abhängig sein? – So wäre ja das Leben hienieden eine entsetzliche Neckerei des Weltgeistes.«—
«Und eben diese Überspannung ist der Beweis«, unterbrach Julie die Prinzessin,»daß Du noch krank bist, meine Hedwiga, und Dich viel mehr schonen solltest, als Du es wirklich tust.«
«Auch Du willst mir weh tun!«So rief die Prinzessin, sprang hastig auf und eilte ans Fenster, das sie öffnete und hinaus schaute in den Park. Julia folgte ihr nach, umschlang sie mit einem Arm, und bat mit der zärtlichsten Wehmut, daß sie doch wenigstens den rauhen Herbstwind scheuen und sich die Ruhe gönnen möge, die der Leibarzt für so heilsam geachtet. Die Prinzessin erwiderte indessen, daß sie sich gerade durch den kalten Luftzug, der zum Fenster hereinströme, erquickt und gestärkt fühle.
Recht aus dem innigsten Gemüt heraus sprach nun Julia von der letztvergangenen Zeit, in der ein finster, bedrohlicher Geist gewaltet, und wie sie alle innere Kraft aufbieten müssen, um nicht verstört zu werden von so mancher Erscheinung, die ihr ein Gefühl erregt, dem sie kein anderes gleichstellen könne, als die wahre, tötende Gespensterfurcht. Dahin rechnete sie vorzüglich den geheimnisvollen Zwiespalt, der sich zwischen dem Prinzen Hektor und Kreisler erhoben, und der das Entsetzlichste ahnen lassen, denn nur zu gewiß sei es, daß der arme Johannes fallen sollen von der Hand des rachsüchtigen Italieners, und nur, wie Meister Abraham versichere, durch ein Wunder gerettet worden.
«Und dieser furchtbare