litbaza книги онлайнКлассикаЖитейские воззрения кота Мурра / Lebens-Ansichten des Katers Murr - Эрнст Теодор Амадей Гофман

Шрифт:

-
+

Интервал:

-
+

Закладка:

Сделать
1 ... 93 94 95 96 97 98 99 100 101 ... 251
Перейти на страницу:
kann – «

«Niemals«, unterbrach die Prinzessin Julien mit schroffem, schneidendem Ton,»kann, darf er wiederkehren, denn wie man vernimmt, befindet er sich in der Abtei Kanzheim und wird, sich der Welt entziehend, in den Orden des heiligen Benedikt treten.«

Julien kamen die hellen Tränen in die Augen, sie stand schweigend auf und begab sich an das Fenster.

«Deine Mutter hat recht, ganz recht«, fuhr die Prinzessin fort.»Wohl uns, daß er fort ist, dieser Wahnsinnige, der sich wie ein böser Geist eindrängte in unseres Herzens Rat, der uns in unserm eignen Innern zu zerreißen wußte. – Und die Musik war das Zaubermittel, mit dem er uns umstrickte. – Nie mag ich ihn wiedersehen.«—

Dolchstiche waren für Julien die Worte der Prinzessin, sie griff nach Hut und Shawl.

«Du willst mich verlassen, meine süße Freundin?«rief die Prinzessin. -»Bleibe – bleibe – tröste mich, wenn Du kannst! – Unheimliches Grauen geht durch diese Säle, durch den Park! denn wisse«– Damit führte Hedwiga Julien an das Fenster, zeigte nach dem Pavillon hin, in dem der Adjudant des Prinzen Hektor gewohnt hatte, und begann mit dumpfer Stimme:»Schau dort hin, Julia, jene Mauern verbergen ein bedrohliches Geheimnis; der Kastellan, die Gärtner, beteuern, daß seit der Abreise des Prinzen niemand dort wohne, daß die Türe fest verschlossen, und doch – O schau nur hin – schau nur hin! – Siehst Du es nicht am Fenster?«

In der Tat gewahrte Julia an dem Fenster, das in dem Giebel des Pavillons angebracht war, eine dunkle Gestalt, die in demselben Augenblicke wieder schnell verschwand.

Hier dürfe, meinte Julia, indem sie fühlte, wie Hedwiga's Hand krampfhaft in der ihrigen bebte, von einem bedrohlichen Geheimnis, oder gar von etwas Gespenstischem durchaus nicht die Rede sein, da es nur zu leicht möglich, daß irgend jemand von der Dienerschaft den leeren Pavillon unbefugter Weise benutze. Der Pavillon könne ja augenblicklich durchsucht und so auf der Stelle aufgeklärt werden, was es mit der Gestalt, die sich am Fenster blicken lasse, für eine Bewandtnis habe, die Prinzessin versicherte aber dagegen, daß der alte, treue Kastellan dies längst auf ihren Wunsch getan und beteuert, daß er in dem ganzen Pavillon auch nicht die Spur eines menschlichen Wesens gefunden.

«Laß es dir erzählen«, sprach die Prinzessin,»was sich vor drei Nächten begab! – Du weißt, daß mich oft der Schlaf flieht, und daß ich dann aufzustehen, und so lange durch die Zimmer zu wandeln pflege, bis mich eine Müdigkeit überfällt, der ich mich überlasse, und es wirklich zum Einschlafen bringe. So geschah es, daß mich vor drei Nächten Schlaflosigkeit in dies Zimmer trieb. Plötzlich zitterte der Widerschein eines Lichts an der Wand vorüber, ich schaute durch das Fenster, und gewahrte vier Männer, von denen einer eine Blendlaterne trug, und die in der Gegend des Pavillons verschwanden, ohne daß ich bemerken konnte, ob sie wirklich hineingingen in den Pavillon. Nicht lange dauerte es aber, so wurde eben jenes Fenster hell und Schatten huschten inwendig hin und her. Dann wurde es wieder finster, aber durch das Gebüsch strahlte nun bald ein blendender Schimmer, der aus der Türe des geöffneten Pavillons kommen mußte. Immer mehr näherte sich der Schein, bis endlich aus dem Gebüsch ein Benediktiner-Mönch heraustrat, der in der linken Hand eine Fackel, in der rechten aber ein Kruzifix trug. Ihm folgten vier Männer, eine mit schwarzen Tüchern behängte Bahre auf den Schultern. Nur einige Schritte waren sie gezogen, als ihnen eine in einen weiten Mantel eingehüllte Gestalt entgegentrat. Sie standen still, setzten die Bahre nieder, die Gestalt zog die Tücher weg, und ein Leichnam wurde sichtbar. Mir wollten die Sinne vergehn, kaum gewahrte ich noch, daß die Männer die Bahre aufhoben und dem Mönche nacheilten auf dem breiten Seitenwege, der bald zum Park hinausführt auf die Straße nach der Abtei Kanzheim. Seit dieser Zeit läßt sich jene Gestalt am Fenster sehen, und vielleicht ist es der Spuk eines Ermordeten, der mich ängstigt.«

Julia war geneigt, den ganzen Vorgang, wie ihn Hedwiga erzählte, für einen Traum, oder, stand sie in der Tat wach am Fenster, für das täuschende Spiel der aufgeregten Sinne zu halten. Wer sollte, wer konnte der Tote sein, den man unter solchen geheimnisvollen Umständen aus dem Pavillon forttrug, da niemand vermißt worden, und wer mochte daran glauben, daß dieser unbekannte Tote noch spuken solle in der Behausung, aus der man ihn fortgebracht? Julia äußerte dieses alles der Prinzessin und fügte noch hinzu, daß jene Erscheinung am Fenster auch wohl auf optischer Illusion beruhen, auch wohl gar ein Scherz des alten Magikers, Meister Abraham sein könne, der ja oft sein Wesen treibe mit solchem Spiel und vielleicht dem leeren Pavillon einen gespenstischen Einsassen gegeben habe.

«Wie«, sprach die Prinzessin, die ihre ganze Fassung wiedergewonnen, sanft lächelnd,»wie man doch gleich mit der Erklärung bei der Hand ist, geschieht das Wunderbare, Übernatürliche! – Was den Toten betrifft, so vergissest Du das, was sich in dem Park begab, ehe Kreisler uns verließ.«—»Um Gott«, rief Julia,»sollte denn wirklich eine gräßliche Tat begangen sein? – Wer? – von wem?«—

«Du weißt ja, Mädchen, daß Kreisler lebt«, fuhr Hedwiga fort.»Aber auch er lebt, der in Liebe ist zu Dir – Sieh mich nicht so erschrocken an! – Solltest Du das nicht längst ahnen, was ich Dir sagen muß, damit Dir es klar werde, was, länger verborgen, Dich verderben könnte? – Prinz Hektor liebt Dich, Dich Julia, mit all der wilden Leidenschaft, die seiner Nation eigen. Ich war, ich bin seine Braut, Du aber, Julia, bist seine Geliebte. Die letzten Worte betonte die Prinzessin auf eine eigne scharfe Weise, ohne übrigens jenen besonderen Accent hineinzulegen, der dem Gefühl innerer Kränkung eigen.

«O ewige Macht«, rief Julia heftig, indem ihr die Tränen aus den Augen stürzten,»Hedwiga, willst Du denn meine Brust zerreißen? – Welcher finstre Geist spricht aus Dir! – Nein, nein, gern will ich es leiden, daß Du aller bösen Träume halber, die Dich verstörten, an mir Ärmsten Rache nimmst, aber nie werde ich an die Wahrheit dieser bedrohlichen Phantome glauben! – Hedwiga! – besinne Dich doch nur, Du bist ja nicht mehr die Braut des entsetzlichen Mannes, der uns erschien, wie das Verderben selbst! Nie kehrt er zurück, niemals

1 ... 93 94 95 96 97 98 99 100 101 ... 251
Перейти на страницу:

Комментарии
Минимальная длина комментария - 20 знаков. Уважайте себя и других!
Комментариев еще нет. Хотите быть первым?