litbaza книги онлайнКлассикаЖитейские воззрения кота Мурра / Lebens-Ansichten des Katers Murr - Эрнст Теодор Амадей Гофман

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wie jener höfische Spanier, der das Geschenk von seidnen Strümpfen, das gute niederländische Bürger seiner Fürstin machen wollten, deshalb verschmähte, weil es unschicklich sei daran zu erinnern, daß eine spanische Königin wirklich Füße habe wie andere ehrliche Leute! – Und doch: zu wetten ist es, daß in dem Herzen, dem Laboratorio alles weiblichen Weh's, die Ursache des fürchterlichsten aller Nervenübel zu suchen ist, das die Prinzessin befallen.«—

Der Leibarzt dachte an Prinz Hektor's schnelle Abreise, an der Prinzessin übermäßige krankhafte Reizbarkeit, an die leidenschaftliche Art, wie sie sich (so hatte er es vernommen) gegen den Prinzen betragen haben sollte, und so schien es ihm gewiß, daß irgendein plötzlicher Liebeszwist die Prinzessin bis zu jäher Krankheit verletzt. – Man wird sehen, ob des Leibarztes Vermutungen Grund hatten oder nicht. Was die Fürstin betrifft, so mochte sie Ähnliches vermuten und eben deshalb alle Nachfrage, alles Forschen des Arztes für unschicklich halten, da der Hof überhaupt jedes tiefere Gefühl als unstatthaft verwirft und gemein. – Die Fürstin hatte sonst Gemüt und Herz, aber das seltsam halb lächerliche, halb widrige Ungeheuer, Etikette genannt, hatte sich auf ihre Brust gelegt wie ein bedrohlicher Alp, und keine Seufzer, kein Zeichen des innern Lebens sollte mehr hinaufsteigen aus dem Herzen. Gelingen mußt' es ihr daher selbst Szenen der Art, wie sie sich eben mit dem Prinz und der Prinzessin begeben, zu verwinden und den stolz abweisen, der nichts wollte als helfen.

Während sich dies im Schlosse begab, ereignete sich auch im Park manches, was hier beizubringen ist.

In dem Gebüsch links bei dem Eingange stand der dicke Hofmarschall, zog ein kleines goldenes Döschen aus der Tasche, wischte, nachdem er eine Prise Tabak genommen, mit dem Rockärmel einigemal darüber weg, reichte es dem Leibkammerdiener des Fürsten hin und sprach also:»Schätzenswerter Freund, ich weiß, Sie lieben dergleichen artige Pretiosen, nehmen Sie gegenwärtiges Döschen als ein geringes Zeichen meines gnädigen Wohlwollens an, auf das Sie stets rechnen können. – Doch sagen Sie, Liebster! wie kam das mit dem seltsamen ungewöhnlichen Spaziergange?«

«Mich untertänigst zu bedanken!«erwiderte der Leibkammerdiener indem er die goldne Dose einsteckte. Dann räusperte er sich und fuhr fort:»Versichern kann ich, hochgebietende Exzellenz, daß unser gnädigster Herr sehr alarmiert sind, seit dem Augenblick, als der gnädigsten Prinzessin Hedwiga, man weiß nicht wie, die fünf Sinne abhanden gekommen. Heute standen sie am Fenster ganz hoch aufgerichtet wohl eine halbe Stunde und trommelten mit den gnädigsten Fingern der rechten Hand schrecklich auf die Spiegelscheibe, daß es klirrte und krachte. Aber lauter hübsche Märsche von anmutiger Melodie und frischem Wesen, wie mein seliger Schwager der Hoftrompeter zu sagen pflegte. – Exzellenz wissen, mein seliger Schwager der Hoftrompeter war ein geschickter Mann, er brachte sein Flattergrob heraus wie ein Däuschen, seine Grobstimme, seine Faulstimme klang wie Nachtigallschlag, und was das Prinzipalblasen betrifft.«—»Alles weiß ich«, unterbrach der Hofmarschall den Schwätzer,»mein Bester! Ihr seliger Herr Schwager war ein vortrefflicher Hoftrompeter, aber jetzt, was taten, was sprachen Durchlaucht, als sie die Märsche zu trommeln geruht hatten?«

«Taten, sprachen!«fuhr der Leibkammerdiener fort,»hm! – eben nicht viel. Durchlaucht wandten sich um, sahen mich starr an mit recht feurigen Augen, zogen die Klingel auf furchtbare Weise und riefen dabei laut: ›François – François!‹ – ›Durchlaucht ich bin schon hier‹, rief ich. Da sprachen aber der gnädige Herr ganz zornig: ›Esel, warum sagt er das nicht gleich!‹ Und darauf: ›Mein Promenadenkleid!‹ Ich tat wie mir geheißen. Durchlaucht geruhten den grünseidenen Überrock ohne Stern anzulegen und sich nach dem Park zu begeben. Sie verboten mir ihnen zu folgen aber – hochgebietende Exzellenz, man muß doch wissen wo sich der gnädigste Herr befinden, wenn etwa ein Unglück – Nun! – ich folgte so ganz von weitem und gewahrte, daß der gnädigste Herr sich in das Fischerhäuschen begaben.«—

«Zum Meister Abraham!«– rief der Hofmarschall ganz verwundert.»So ist es«, sprach der Leibkammerdiener und schnitt ein sehr wichtiges geheimnisvolles Gesicht.«

«Ins Fischerhäuschen«, wiederholte der Hofmarschall,»zum Meister Abraham! – Nie haben Durchlaucht den Meister aufgesucht im Fischerhäuschen!«—

Ein ahnungsvolles Stillschweigen folgte, dann sprach der Hofmarschall weiter:»Und sonst äußerten Durchlaucht gar nichts?«  —»Gar nichts«, erwiderte der Leibkammerdiener bedeutungsvoll.»Doch«, fuhr er schlaulächelnd fort,»ein Fenster des Fischerhäuschens geht heraus nach dem dicksten Gebüsch, es ist dort eine Vertiefung, man versteht jedes Wort, was drinnen im Häuschen gesprochen wird – man könnte – «—»Bester, wenn Sie das tun wollten, rief der Hofmarschall entzückt!«—»Ich tue es«, sprach der Kammerdiener und schlich leise fort. Doch als er aus dem Gebüsch hervortrat, stand der Fürst, der eben nach dem Schloß zurückkehrte, dicht vor ihm, so daß er ihn beinahe berührte. In scheuer Ehrfurcht prallte er zurück:»Vous êtes un grand Tölpel!«donnerte ihn der Fürst an, rief den Hofmarschall ein kaltes» dormez bien!«zu und entfernte sich mit dem Leibkammerdiener, der ihm folgte, ins Schloß.

Ganz bestürzt blieb der Hofmarschall stehen, murmelte,»Fischerhäuschen – Meister Abraham – dormez bien – «und beschloß sogleich zu dem Kanzler des Reichs zu fahren, um sich über die außerordentliche Begebenheit zu beraten, und womöglich die Konstellation herauszufinden, die am Hofe ob dieses Ereignisses sich erzeugen könne. —

Meister Abraham hatte den Fürsten bis eben an das Gebüsch begleitet, in welchem sich der Hofmarschall und der Leibkammerdiener befanden, hier war er umgekehrt auf Geheiß des Fürsten, der nicht wollte, daß man ihn aus den Fenstern des Schlosses in Gesellschaft des Meisters bemerke. – Der geneigte Leser weiß, wie gut es dem Fürsten gelungen, seinen einsamen geheimen Besuch bei dem Meister Abraham im Fischerhäuschen zu verbergen. Aber noch eine Person außer dem Kammerdiener hatte den Fürsten, ohne daß er es ahnen konnte, belauscht.

Beinahe war Meister Abraham angelangt in seiner Wohnung, als ihm ganz unvermutet, aus den Gängen, die schon zu dunkeln begannen, die Rätin Benzon entgegentrat.

Ha, rief die Benzon mit bittrem Lachen: der Fürst hat sich bei Euch Rats erholt, Meister Abraham. In der Tat, Ihr seid die wahre Stütze des fürstlichen Hauses, dem Vater und dem Sohne laßt Ihr Eure Weisheit und Erfahrung zufließen, und wenn guter Rat teuer oder gar nicht zu haben ist – «—»So«, fiel Meister Abraham der Benzon

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