Шрифт:
Интервал:
Закладка:
Es genügt zu sagen, daß ich nun manche Zeit hindurch ein frisches frohes Burschenleben führte auf den Dächern rings umher, in Kompagnie mit Muzius und andern kreuzbraven, biderben fidelen Jungen, weißen, gelben und bunten. Ich komme zu einer wichtigeren Begebenheit meines Lebens, die nicht ohne Folgen blieb.
Als ich nämlich einmal bei dem Anbruch der Nacht, im Schimmer des hellen Mondscheins, mit dem Bruder Muzius zu einer Kneiperei, die die Burschen angeordnet, gehen wollte, begegnete mir jener schwarz, grau, gelbe Verräter, der mir meine Miesmies geraubt. Wohl konnt es sein, daß ich bei dem Anblick des verhaßten Nebenbuhlers, dem ich noch dazu schändlicher Weise unterliegen müssen, etwas stutzte. Er ging indessen hart an mir vorbei, ohne mich zu grüßen, und es wollte mich bedünken als lächle er mich verhöhnend an, im Gefühl der Übermacht, die er über mich gewonnen. Ich dachte an die verlorne Miesmies, an die erhaltenen Prügel, das Blut kochte mir in den Adern! Muzius bemerkte meine Aufwallung und da ich ihm mitteilte, was ich bemerkt zu haben glaubte, so sprach er:»Du hast recht, Bruder Murr. Der Kerl schnitt solch ein schiefes Gesicht und trat dabei so keck auf; am Ende wollte er dich wirklich tuschieren. – Nun das wollen wir bald erfahren. Irre ich nicht, so hat der bunte Philister hier in der Nähe eine neue Liebschaft angesponnen, er schleicht alle Abende hier auf diesem Dache umher. Warten wir ein wenig, vielleicht kommt der Monsieur bald zurück und da kann sich ja wohl das übrige bald finden.«
In der Tat dauerte es nicht lange, so kam der Bunte wieder trotzig zurück und maß schon von weiten mich mit verächtlichen Blicken. Ich trat ihm herzhaft und keck entgegen, wir gingen so hart aneinander vorüber, daß unsere Schweife sich unsanft berührten: Sogleich blieb ich stehen; drehte mich um und sprach mit fester Stimme:»Mau!«– Er blieb ebenfalls stehen, drehte sich um und erwiderte trotzig:»Mau!«– Dann ging ein jeder seinen Weg.
«Das war Tusch«, rief Muzius ganz zornig aus,»ich werde den bunten trotzigen Kerl morgen koramieren.«
Muzius begab sich den andern Morgen zu ihm hin und fragte ihn in meinem Namen: ob er meinen Schweif berührt? Er ließ mir erwidern: er hätte meinen Schweif berührt. Darauf ich: habe er meinen Schweif berührt, so müsse ich das für Tusch nehmen. Darauf er: ich könne es nehmen wie ich wollte. Darauf ich: ich nehme es für Tusch. Darauf er: ich sei gar nicht im Stande zu beurteilen was Tusch sei. Darauf ich: ich wisse das sehr gut und besser als er. Darauf er: ich sei nicht der Mann dazu, daß er mich tuschieren solle. Darauf ich nochmals: ich nehme es aber für Tusch. Darauf er: ich sei ein dummer Junge. Darauf ich um mich in Avantage zu setzen: Wenn ich ein dummer Junge sei, so sei er ein niederträchtiger Spitz! – Dann kam die Ausforderung.
(Randglosse des Herausgebers. O Murr! mein Kater. Entweder hat sich der Ehrenpunkt seit Shakespeare's Zeit nicht geändert oder ich ertappe dich auf einer schriftstellerischen Lüge. Das heißt, auf einer Lüge, die dazu dienen soll, der Begebenheit, die du erzählst, mehr Glanz und Feuer zu geben! – Ist die Art, wie es zum Duell mit dem bunten Pensionär kam, nicht die rein ausgesprochene Parodie von Probsteins siebenmal zurückgeschobener Lüge in Wie es euch gefällt? Finde ich nicht in deinem angeblichen Duell-Prozeß die ganze Stufenleiter von dem höflichen Bescheid, dem feinen Stich, der groben Erwiderung, der beherzten Abfertigung, bis zum trotzigen Widerspruch, und kann es dich wohl einigermaßen retten, daß du anstatt mit der bedingten und offenbaren Lüge, mit ein paar Schimpfreden schließest? – Murr! mein Kater! Die Rezensenten werden über dich herfallen, aber bewiesen hast du doch wenigstens, daß du den Shakespeare mit Verstand und Nutzen gelesen, und das entschuldigt vieles.)
Aufrichtig gestanden, fuhr es mir doch etwas in die Glieder, als ich die Ausforderung erhielt, die auf den Kratz lautete. Ich dachte daran, wie übel mich der bunte Verräter zugerichtet hatte, als von Eifersucht und Rache getrieben, ich ihn angriff, und wünschte wenigstens die Avantage, zu der mir Freund Muzius verholfen, hinweg. Muzius mochte gewahren, daß ich beim Lesen des blutfordernden Handbilletts erblaßte und überhaupt meine Seelenstimmung bemerken.»Bruder Murr«, sprach er,»mir scheint, als ob dir das erste Duell, das du bestehen sollst, etwas in die Glieder führe?«– Keinen Anstand nahm ich dem Freunde mein ganzes Herz zu öffnen, ihm zu sagen, was meinen Mut erschütterte.
«O mein Bruder«, sprach Muzius,»o mein geliebter Bruder Murr! Du vergissest, daß damals, als der übermütige Frevler dich ausprügelte auf schnöde Weise, du noch ein blutjunger Neuling und kein